Der graue Star (Katarakt): Eine Übersicht der Augenerkrankung
Der graue Star, medizinisch auch als Katarakt bezeichnet, ist eine der häufigsten Augenerkrankungen weltweit. Unsere Augenärztin Dr. Ira Seibel bietet zusammen mit dem RBB einen umfassenden Überblick über Ursachen, Symptome, Diagnose und moderne Behandlungsmethoden des grauen Stars.

Ursachen und Risikofaktoren für die Entstehung des grauen Stars
Der graue Star entsteht durch die Eintrübung der natürlichen Augenlinse, wodurch das einfallende Licht nicht mehr ungehindert auf die Netzhaut treffen kann. Diese Linsentrübung ist in den meisten Fällen ein natürlicher Alterungsprozess, der bei vielen Menschen ab dem 60. Lebensjahr beginnt.
Hauptrisikofaktoren
Alter
Die häufigste Ursache – die natürliche Alterung der Augenlinse führt zu strukturellen Veränderungen der Linsenproteine
Genetische Faktoren
Familiäre Häufung deutet auf erbliche Komponenten hin
Umwelteinflüsse
Langfristige UV-Strahlung, Rauchen, bestimmte Medikamente (z.B. Kortison) und Erkrankungen wie Diabetes mellitus
Seltenere Ursachen sind Augenverletzungen, Entzündungen, angeborene Katarakte oder Folgeschäden von Operationen am Auge. Das Verständnis dieser Risikofaktoren ist wichtig für die Früherkennung und mögliche Präventionsmaßnahmen.
Sonstiges
Seltenere Ursachen sind Augenverletzungen, Entzündungen, angeborene Katarakte oder Folgeschäden von Operationen am Auge. Das Verständnis dieser Risikofaktoren ist wichtig für die Früherkennung und mögliche Präventionsmaßnahmen.
Symptome und Anzeichen: Wie erkennt man einen grauen Star?
Der graue Star entwickelt sich meist schleichend über Monate oder Jahre. Die Symptome treten allmählich auf und werden von Betroffenen anfangs oft nicht bemerkt oder als normale Alterserscheinung abgetan. Typische Anzeichen sind:
- Zunehmend verschwommenes Sehen, als würde man durch einen Nebel oder Schleier blicken
- Erhöhte Blendempfindlichkeit, besonders bei Nachtfahrten
- Verschlechterung des Kontrastsehens
- Veränderung der Farbwahrnehmung (oft erscheinen Farben verblasst oder gelblich)
- Häufiger Wechsel der Brillenstärke in kurzen Abständen
- Entwicklung einer "zweiten Sicht" (vorübergehende Verbesserung des Nahsehens)

Die Beeinträchtigung kann ein oder beide Augen betreffen und schreitet in der Regel langsam voran. Im fortgeschrittenen Stadium kann die Linsentrübung sogar von außen sichtbar werden – die Pupille erscheint dann nicht mehr schwarz, sondern gräulich-weiß, was dem "grauen Star" seinen Namen gab.
Diagnose durch den Augenarzt: Untersuchungsmethoden
Die Diagnose des grauen Stars erfolgt durch einen Facharzt für Augenheilkunde (Ophthalmologe) mittels verschiedener spezialisierter Untersuchungen. Eine frühzeitige Diagnose ist wichtig, um den Fortschritt der Erkrankung zu überwachen und den optimalen Zeitpunkt für eine Behandlung zu bestimmen.
Sehschärfeprüfung (Visusbestimmung)
Standarduntersuchung zur Feststellung der aktuellen Sehleistung mit und ohne Brillenkorrektur. Eine allmähliche Verschlechterung trotz optimaler Brillenanpassung kann ein Hinweis auf Katarakt sein.
Spaltlampenuntersuchung
Die wichtigste Untersuchungsmethode zur Diagnose des grauen Stars. Mit der Spaltlampe, einem speziellen Mikroskop, kann der Arzt die Augenlinse detailliert betrachten und Trübungen präzise beurteilen.
Messung des Augeninnendrucks
Da erhöhter Augendruck (Glaukom) ebenfalls Sehbeeinträchtigungen verursachen kann, wird dieser Wert routinemäßig kontrolliert, um andere Augenerkrankungen auszuschließen.
Spezielle Diagnostik
Zusätzlich werden vor einer Operation weitere spezielle Untersuchungen durchgeführt, wie die Vermessung des Auges (Biometrie) zur Berechnung der optimalen Stärke der Kunstlinse, sowie eine Untersuchung der Netzhaut, um festzustellen, ob andere Augenerkrankungen vorliegen, die das Operationsergebnis beeinflussen könnten.
Behandlungsmöglichkeiten: Moderne Operationsverfahren
Die einzige wirksame Behandlung des grauen Stars ist eine Operation, bei der die getrübte natürliche Linse durch eine künstliche Intraokularlinse (IOL) ersetzt wird. Die Katarakt-Operation zählt zu den häufigsten und sichersten chirurgischen Eingriffen weltweit.
Die Wahl des geeigneten Verfahrens und der optimalen Kunstlinse erfolgt individuell nach ausführlicher Beratung mit dem Augenarzt und hängt von verschiedenen Faktoren wie Alter, Lebensstil und weiteren Augenerkrankungen ab.
Phakoemulsifikation
Das Standardverfahren, bei dem die getrübte Linse mittels Ultraschall zerkleinert und abgesaugt wird. Durch einen minimalen Schnitt von etwa 2-3 mm wird eine schnelle Heilung ermöglicht.
Femtosekundenlaser-assistierte Operation
Eine hochpräzise Methode, bei der bestimmte Operationsschritte computergesteuert mit einem speziellen Laser durchgeführt werden.
Verschiedene Kunstlinsentypen
Je nach individuellen Bedürfnissen stehen Monofokallinsen (für eine Entfernung), Multifokallinsen (für mehrere Entfernungen) oder torische Linsen (bei Hornhautverkrümmung) zur Verfügung.
Der Ablauf einer Katarakt-Operation: Was Patienten erwarten können
Die Operation wird meist unter lokaler Betäubung durchgeführt, sodass der Patient wach bleibt, aber keine Schmerzen verspürt. Moderne Verfahren machen den Eingriff für die meisten Patienten zu einer schmerzfreien und unkomplizierten Erfahrung. Die volle Sehverbesserung tritt häufig innerhalb weniger Tage ein, kann sich aber auch über einige Wochen entwickeln.
Vorbereitung
Vor der Operation erfolgt ein ausführliches Vorgespräch. Der Patient erhält mehrere Augentropfen zur Pupillenerweiterung und lokalen Betäubung. Die meisten Eingriffe finden ambulant unter örtlicher Betäubung statt.
Operationsverlauf
Die eigentliche Operation dauert etwa 15-30 Minuten. Durch einen winzigen Schnitt wird die getrübte Linse entfernt und die Kunstlinse eingesetzt. Der Schnitt ist so klein, dass er in der Regel ohne Naht verheilt.
Unmittelbare Nachsorge
Nach einer kurzen Ruhezeit kann der Patient die Klinik verlassen. Ein Verband oder eine Augenklappe schützt das Auge für die ersten Stunden. Am Folgetag findet eine erste Nachkontrolle statt.
Nachsorge und Rehabilitation: Wichtige Verhaltensregeln nach dem Eingriff
Die ersten Tage nach der Operation
Die Nachsorge ist entscheidend für einen optimalen Heilungsprozess und ein gutes Operationsergebnis. In den ersten Tagen nach dem Eingriff sollten Patienten folgende Regeln beachten:
- Regelmäßige Anwendung der verordneten Augentropfen (Antibiotika und entzündungshemmende Medikamente)
- Vermeidung von Druck auf das Auge (nicht reiben oder drücken)
- Verzicht auf schweres Heben und anstrengende körperliche Aktivitäten
- Schutz vor Staub, Schmutz und Wasser im Auge
- Tragen einer Schutzbrille oder Augenklappe, besonders nachts
Langfristige Nachsorge
Regelmäßige Nachkontrollen beim Augenarzt sind wichtig, um den Heilungsverlauf zu überwachen. Typische Kontrolltermine finden statt:
- Am Tag nach der Operation
- Nach einer Woche
- Nach einem Monat
- Nach drei Monaten
Die meisten Patienten können nach 1-2 Wochen ihre normalen Alltagsaktivitäten wieder aufnehmen. Die endgültige Brillenanpassung erfolgt in der Regel 4-6 Wochen nach der Operation, wenn sich die Wundheilung stabilisiert hat.
Prävention und Vorbeugung: Tipps zur Augengesundheit
Obwohl der altersbedingte graue Star nicht vollständig verhindert werden kann, gibt es Maßnahmen, die das Risiko reduzieren oder das Fortschreiten verlangsamen können:
UV-Schutz
Tragen Sie qualitativ hochwertige Sonnenbrillen mit UV-Schutz, besonders bei intensiver Sonneneinstrahlung. Eine breitkrempige Kopfbedeckung bietet zusätzlichen Schutz.
Gesunde Ernährung
Eine ausgewogene Ernährung reich an Antioxidantien (Vitamin C, E und Betacarotin) kann die Augengesundheit fördern. Grünes Blattgemüse, Fisch und Nüsse sind besonders empfehlenswert.
Rauchverzicht
Rauchen erhöht das Risiko für diverse Augenerkrankungen, einschließlich des grauen Stars. Ein Rauchstopp ist daher auch für die Augengesundheit vorteilhaft.
Regelmäßige Kontrollen
Augenärztliche Routineuntersuchungen, besonders ab dem 40. Lebensjahr, ermöglichen die Früherkennung von Katarakt und anderen Augenerkrankungen.
Bei bestehenden Grunderkrankungen wie Diabetes ist eine gute Einstellung der Blutzuckerwerte wichtig, da erhöhte Werte die Linsentrübung beschleunigen können. Durch diese präventiven Maßnahmen und regelmäßige augenärztliche Kontrollen kann die Augengesundheit lange erhalten und bei Bedarf frühzeitig behandelt werden.