Welche Formen des grauen Stars lassen sich unterscheiden ?
Für die Einteilung in die verschiedenen Kataraktformen gibt es zahlreiche Kriterien. Bei dieser Einteilung ist es wichtig zu wissen, dass in nahezu allen Fällen des grauen Stars mehrere Kriterien zutreffen.
1. Reifestadien der Linsentrübung
Ist weniger als etwa 1/8 des Linsenvolumens von einer Trübung betroffen, so spricht man von einer "Cataracta incipiens".Lässt sich die Netzhaut bei der Untersuchung in fortgeschritteneren Fällen noch erkennen, so liegt eine unvollständige oder auch unreife bzw. "immature" Katarakt vor.Ist die Linse komplett getrübt, so dass der Hund blind ist und für den Untersucher die hinter der Linse befindlichen Augenabschnitte nicht mehr einsehbar sind, so ist der graue Star reif bzw. "matur". Dem Besitzer fällt eine vollständig weiße Linse auf.
Im weiteren Verlauf beginnt sich das Linseneiweiß aufzulösen, die Linse ist überreif bzw. "hypermatur". Oft nimmt die Linse dann einen Gelbstich an und/oder erscheint zum Teil glitzernd. Diese Form der Katarakt ist für das Hundeauge sehr gefährlich, da es durch austretendes Linseneiweiß zu schweren Entzündungen der Regenbogenhaut und des Ziliarkörpers (Uveitis) mit Loslösung der Linse (Linsenluxation) und einem sich anschliessenden grünen Star (Glaukom), einer für den Hund sehr schmerzhaften Erkrankung kommen kann.
2. Lokalisation der Trübung
Die Trübung kann in vielfältiger Weise unterschiedliche Bereiche der Linse betreffen: vordere Kapsel, vordere Rindenschicht, Kern, hintere Rindenschicht, hintere Kapsel, vordere und/oder hintere Linsennaht und peripheren Randbereich der Linse (Linsenäquator). So bezeichnet der Ophthalmologe beispielsweise eine sternförmige Trübung der zentralen, hinteren Kapsel als eine "Cataracta capsularis posterior".
3. Zeitpunkt des Auftretens
Bei einer Trübung vor der 6.-8. Lebenswoche spricht man von einer kongenitalen (angeborenen) Katarakt. Juvenile Trübungen treten nach der 8. Lebenswoche, meist zwischen dem 1. und 5. Lebensjahr auf. Bei älteren Tieren beobachtet man die senile Katarakt, die nicht zu verwechseln ist mit der Nukleusklerose.
4. vererbte ( hereditäre ) Katarakt = häufigste Ursache
Der Vererbungsgang der Katarakt, die auch "HC" wie "hereditäre Cataract" genannt wird, ist beim Hund in den meisten Fällen rezessiv. Die vererbte Form tritt meist beidseitig auf und schreitet fort. In den überwiegenden Fällen kommt es im jugendlichen Alter (unter 6 Jahren) zur Ausprägung der Linsentrübung. Die Form des erblich bedingten grauen Stars tritt bei vielen Hundrassen auf, wobei es durchaus rassespezifische Unterschiede in der Ausprägung des grauen Stars gibt ( z.B. Cocker, Retriever, Schnauzer, West Highland White Terrier, Pudel). Natürlich können auch Mischlingshunde an dem erblichen grauen Star erkranken, wenn sie aus einer Anpaarung von zwei Rassehunden mit grauem Star stammen.
5. sekundäre ( konsekutive ) Katarakt
Der Begriff sekundäre Katarakt bezeichnet die Linsentrübung als Folge einer weiteren vorausgegangenen Erkrankung im Auge. Ursächlich kommen eine Reihe von primären Augenerkrankungen in Frage: Starkes Trauma z.B. durch einen Unfall oder eine Verletzung, Degeneration der Netzhaut (z.B. progressive Retinaatrophie, Netzhautentzündung, Netzhautablösung), Entzündungen der Regenbogenhaut (Uveitis), eine Loslösung der Linse aus ihrer Fixation (Linsenluxation) oder ein chronisch erhöhter Augeninnendruck (Glaukom oder grüner Star).
6. stoffwechselbedingte ( metabolische ) Katarakt
Bei etwa 60 % aller an einem Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) erkrankten Hunde kommt es auch zu einer beidseitigen Linsentrübung, welche meist innerhalb kürzester Zeit (2 Wochen) auftritt und schnell fortschreitet. Der erhöhte Zuckergehalt im Kammerwasser lässt auch die Zuckerkonzentration in der Linse ansteigen, dadurch kommt es zu einer vermehrten Wasseraufnahme ins Linseninnere und durch die resultierende Aufquellung verliert die Linse ihre Transparenz.