Als Augentierärztin wird Frau Vera Neun in ihrer Spezialpraxis regelmäßig mit der Besorgnis von Tierbesitzern wegen einer plötzlich auftretenden Augenveränderung aufgesucht.
Jeder Augennotfall sollte schnellstmöglich fachgerecht medizinisch versorgt werden; in vielen Fällen jedoch kann bereits der Besitzer nach telefonischer Absprache mit dem Tierarzt eine Erstversorgung durchführen.
Zudem ist es sinnvoll, den Patienten telefonisch anzukündigen, damit notwendige Vorbereitungen im Hinblick auf eine anstehende Operation in der Praxis frühzeitig getroffen werden können.
Äußere Augenverletzungen:
Die häufigsten klinischen Anzeichen für den Besitzer sind: vermehrtes Tränen oder eitriger Ausfluss, Zukneifen der Augenlider, Schwellungen der Bindehäute sowie Trübungen oder Rötungen. Auch das Sehvermögen ist in vielen Fällen beeinträchtigt oder fehlt ganz.
Besonders wichtig: der Besitzer muss hierbei stets seinen Vierbeiner vom Reiben oder Kratzen abhalten!
Besonders kurznasige Hunderassen (Mops, Pekingese etc.) sind im Hinblick auf Hornhautgeschwüre und -verletzungen anfällig. Ein zunächst harmlos erscheinender oberflächlicher Hornhautdefekt kann sich innerhalb einiger Stunden durch eine bakterielle Infizierung in die Tiefe graben und es droht der Verlust des Auges. Die o.g. Rassen werden ebenfalls des Öfteren mit einem Vorfall des Augapfels (sog. Bulbusprolaps) nach vorherigem Autounfall, Hundebiss oder Pferdetritt vorgestellt. Hierbei tritt der Augapfel so stark hervor, dass die Lider nicht mehr geschlossen werden können. Die Hornhaut trocknet sehr schnell aus, Hämatome hinter dem Auge führen zu Druckschädigungen und die Tiere befinden sich meist in einem Schockzustand. In solch einem Fall kann der Besitzer durch das Auflegen nasser kalter Mullkompressen seinem Tier erste Hilfe leisten. Um ein Austrocknen der Hornhaut zu vermeiden, muss diese mittels Tränenersatz-Augentropfen im Minutenabstand befeuchtet werden. In vielen Fällen kann der Tierarzt unter Vollnarkose den Augapfel wieder in seine ursprüngliche Position bringen; die Prognose auf die Erhaltung der Sehkraft ist jedoch als schlecht zu bewerten.
Während der einseitige Sehverlust häufig aufgrund des guten Orientierungsvermögens kaum auffällt, äußert sich die beidseitige Blindheit durch Unsicherheit, Anstoßen an Möbel, Desorientierung bis hin zu Apathie.
In den meisten Fällen handelt es sich um eine plötzliche Schädigung des Sehnerven oder der Netzhaut aufgrund einer Allgemeinerkrankung des Tieres (z.B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Nieren - oder Infektionserkrankungen verschiedenster Art). Hierbei werden die hochempfindlichen Nervenzellen der Netzhaut durch im Blutkreislauf vorhandene Giftstoffe oder Keime geschädigt.
Am äußeren Auge fallen dem Besitzer meist keinerlei Veränderungen auf. Mitunter beobachtet er eine permanent weite und starre Pupille, die sich auch bei starkem Lichteinfall nicht zusammenzieht.
Im Falle einer Ursache im Auge selbst, wie bei einem Glaukom (= grüner Star) und/oder Linsenluxation fallen folgende Veränderungen auf:
Bei einer Druckerhöhung im inneren Auge, welches die häufigste Erblindungsursache bei Hund und Katze darstellt, leiden die Tiere meist unter starkem Kopfschmerz und schlafen ggf. vermehrt. Sie zeigen Fressunlust , Kneifen das tränende Auge zu, die Bindehaut ist gerötet und die Hornhaut meist gräulich getrübt. In einigen Fällen ist deutlich die weite und starre Pupille sichtbar. In chronischen Fällen ist der Augapfel deutlich vergrößert. Liegt eine angeborene Veränderung des Kammerwinkels, dem Abflusssystems des Kammerwassers im Auge vor, so spricht man von einem Primärglaukom (gefährdete Rassen sind: Sib. Husky, Basset, Flat Coated Retriever und amerik. Cocker).
Beim Sekundärglaukom geht eine andere Grunderkrankung des Auges der Druckerhöhung voraus (Trauma, Irisentzündung, Tumore im inneren Auge). Im häufigsten Fall ist allerdings eine Loslösung (Linsenluxation) der Linse für die Druckerhöhung verantwortlich. Diese kann entweder nach hinten in den Glaskörper "fallen" oder sich im vorderen Auge zwischen Iris und Hornhaut klemmen, was für den Besitzer wie eine große Luftblase unmittelbar hinter der Hornhaut aussieht. Um das Sehvermögen zu retten, muss die Linse schnellstmöglich mikrochirurgisch vom Spezialisten entfernt werden. Die Tiere sehen dann später ohne Linse im Nahbereich 3-4 m unscharf und im Fernbereich normal. Häufig betroffene Rassen sind: Jack Russel Terrier, Jagdterrier und Tibet Terrier.
Liegen keinerlei für den Tierarzt sichtbare Veränderungen im Auge vor , so schließet sich eine Netzhautprüfung (Elektroretinogramm) und in seltenen Fällen auch eine Computertomographie an , um zentral bedingte Ursachen (z.B. Gehirntumor) auszuschließen.
weitere Infos unter:
Tieraugenpraxis Vera Neun, Kufsteiner Str. 23, 83064 Raubling, Tel.: 08035/984495 oder www.tieraugenaerztin.de