Woher stammt die neue Hornhaut?
Gewebe können mit vernünftiger Aussicht auf Erfolg nur unter Lebewesen gleicher Art übertragen werden - Menschen müssen also Transplantate von Menschen erhalten.
Hornhauttransplantatee stammen immer von verstorbenen Menschen. Bei der Hornhaut besteht die Besonderheit, daß sie nur bis zu längstens etwa 12 Stunden nach der endgültigen Feststellung des Todes zur Transplantation geeignet ist und noch entnommen werden kann. Durch äußerst sorgfältige Nachforschungen und Laboruntersuchungen - sowohl am Auge selbst, wie aus dem Blut des Verstorbenen - wird sichergestellt, daß die Hornhaut funktionstüchtig ist und daß keine Krankheiten übertragen werden können. In geeigneten Nährflüssigkeiten kann eine Hornhaut auch über eine gewisse Zeit funktionstüchtig bis zur Übertragung aufbewahrt und konserviert werden.
Infos zur Organspende
Wer kann Spender sein? - Was ist eine Augen/Hornhautbank?
Jedermann, der gesunde Augen hat und frei von übertragbaren Krankheiten ist, kann unabhängig von seinem Alter nach seinem Tode Hornhautspender sein. Die Hornhautspende ist - wie jede Spende von Gewebe und Organen - immer völlig freiwillig und nie gegen den zu Lebzeiten erklärten Willen eines Menschen möglich. Am sichersten und zweifelfreisten wird der Wille eines Menschen, nach seinem Tode mit der Spende seiner Hornhäute einverstanden zu sein, durch einen entsprechenden Spenderausweis ersichtlich oder durch eine Erklärung, den nächsten Angehörigen gegenüber. Die Spende einer Hornhaut nach dem Tode ist ein Geschenk für einen anderen Menschen, das fortlebt. Niemals bezieht jemand finanziellen Gewinn aus einer solchen Gewebespende.
Eine Augenbank - genauer eine Hornhautbank - ist eine Organisation, die nach strengen medizinischen und ethischen Standards geeignetes Hornhaut-Spendergewebe gewinnt, konserviert und über die Augenchirugen an die Patienten, die eine neue Hornhaut benötigen, verteilt.
Da es leider noch immer viel weniger Spenderhornhäute gibt als Patienten, die einer Transplantation bedürfen, haben Hornhautbanken die Aufgabe, durch nationale und internationale Zusammenarbeit zu gewährleisten, daß möglichst jedes geeignete Spendergewebe auch tatsächlich den Patienten, der es benötigt, erreicht.
Die Einrichtung solcher Hornhautbanken ist erst möglich geworden durch die Entwicklung von Verfahren, die es gestatten, die Hornhaut über eine gewisse Zeit in Nährlösungen zu konservieren. Hierdurch kann die Durchführung von Hornhauttransplantationen heute zeitlich besser geplant werden. Dennoch muß eine solche Operation manchmal im letzten Moment verschoben werden, weil unvorhergesehen doch kein geeignetes Spendergewebe zur Verfügung steht.
Hornhautbanken arbeiten immer geimeinnützig und ohne finanziellen Gewinn. Sie berechnen nur die Kosten weiter, die ihnen durch Organistion, Entnahme, Untersuchung und Testung, Konservierung und Transport entstehen. Diese Kosten werden deshalb von den Krankenversicherungen übernommen.
http://www.hornhautbank-muenchen.de
Vor der Operation
Eine Hornhauttransplantation wird selten plötzlich notwendig. In aller Regel geht eine längere augenärztliche Behandlung voraus, während der Sie mit Ihrem Augenarzt vielfach über die Erkrankung selbst und die Möglichkeiten der Behandlung einschließlich der einer Hornhauttransplantation gesprochen haben werden. Wenn Sie den Entschluß zur Operation gefaßt haben, sollten Sie deshalb wohl informiert und vorbereitet sein. Man wird Sie bitten schriftlich zu bestätigen, daß Sie den Eingriff wünschen und daß Sie über alle Folgen im Zusammenhang darüber informiert sind. Vor der Operation ist auch eine Untersuchung bei Ihrem Hausarzt sinnvoll, damit sichergestellt ist, daß keine allgemeinen ärztlichen Einwände gegen die Operation oder - wenn dies vorgesehen ist - gegen eine Narkose bestehen und damit die Ärzte in der Augenklinik wissen, was ggf. allgemeinmedizinisch während Ihrer Behandlung im Krankenhaus zu beachten ist.
Die Operation selbst
In den meisten Fällen wird die Operation in örtlicher Betäubung vorgenommen. In den Fällen, in denen eine Narkose erforderlich ist, wird Sie der Narkosearzt am Vorabend der Operation besuchen und alles Notwendige mit Ihnen besprechen. Im Operationssaal wird zunächst die örtliche Betäubung gegeben: ein Betäubungsmittel wird durch die Haut neben das Auge mit einer feinen Nadel eingespritzt. Die ist nicht gerade angenehm, aber in der Regel werden Sie keine wirklichen Schmerzen dabei verspüren, zumeist nureine kurzfristiges Druckgefühl. Danach wird für etwa eine Viertelstunde mit Hilfe eines kleinen luftgefüllten Ballons sanfter Druck auf das Auge ausgeübt, um das Betäubunsmittel um das Auge herum zu verteilen und das Auge für den Eingriff vorzubereiten.
Im Operationnssaal wird dann Ihr ganzer Körper einschließlich des Gesichtes mit einem leichten, sterilen Tuch aus einem Papierfließ abgedeckt, um eine keimfreie Operationsumgebung herzustellen. Dabei wird immer dafür gesorgt, daß Mund und Nase zum Atmen genügend frei bleiben. Außerdem wird durch einen Schlauch Sauerstoff unter das Tuch geleitet, so daß Sie keine Sorge haben müssen, nicht genug Luft zu bekommen. Überdies überwacht der Narkose-Arzt während der gesamten Operation fortlaufend Herz, Kreislauf und Sauerstoffgehalt im Blut; er legt auch vorsorglich vor Beginn der Operation mit einer kleinen Kanüle einen Zugang zu Ihrem Kreislauf, sollte dies je notwendig werden. Die Lider werden durch eine federleichte Klammer, die Sie nicht mehr spüren, auseinanderhalten, das Auge ist durch die Betäubung auch bewegunslos. Sie brauchen deshalb nichts weiter zu tun, als während der Operation entspannt und still liegen bleiben. Sollten Sie irgendwelche Beschwerden oder Fragen haben, können Sie dies dem Operateur jederzeit sagen. Der Ablauf des Eingriffs ist je nach Vorliegen der Situation unterschiedlich und kann deshalb auch unterschiedlich lang dauern. Es ist dafür gesorgt, daß Sie während des gesamten Eingriffs komfortabel liegen.
Nach der Operation
Nach Abschluß des Eingriffs werden Sie wieder in Ihr Zimmer gebracht. In aller Regel ist keine strenge Bettruhe erforderlich. Sie sollten aber, wenn Sie aufstehen möchten, in den ersten Stunden nach der Operation eine Schwester bitten Ihnen zu helfen.
Schmerzen sind nach der Operation selten, aber möglich. Sie sollten dann immer eine Schwester rufen und nicht abwarten, ob es von selbst vorbeigeht. Nach der Operation wird ein Verband nur über dem operierten Auge angelegt. Wie lange der Verband getragen werden muß, entscheidet der Augenarzt entsprechend dem Heilverlauf.
Ab dem 1. Tage nach der Operation ist es erforderlich, Augentropfen zu nehmen. Solange Sie im Krankenhaus sind, wird Ihnen die Schwester helfen. Nach der Entlassung müssen Sie die Augentropfen selbst anwenden oder durch ein Familienmitglied oder dergleichen eintropfen lassen. Der Erfolg der Operation hängt wesentlich davon ab, daß die Augentropfen verläßlich und exakt wie angeordnet angewandt werden! In fast allen Fällen ist die Anwendung von Augentropfen über viele Monate erforderlich, in vielen Fällen sogar über viele Jahre, wenn nicht lebenslang. Allerdings kann sich die Art der Tropfen und die Anwendungshäufigkeit im Laufe der Zeit ändern. Von Ihrer Zuverlässigkeit bei der Anwendung der Augentropfen hängt der Erfolg der Operation entscheidend ab! Scheuen Sie sich deshalb nicht, jederzeit zu fragen, wenn Sie Zweifel haben, ob sie es richtig machen: Ihr Augenarzt zeigt es Ihnen gerne und geduldig.
Wie bald kann man sehen?
Wenn der Verband zum ersten Mal vom Auge entfernt wird, werden Sie Licht, Farben und Umrisse sehen. Einzelheiten werden unklar, verschwommen, unscharf sein. Dies ist normal: nach einer Hornhauttransplantation kann es viele Wochen und Monate dauern, bis sich das Sehvermögen langsam bessert, während die Hornhaut heilt. In dieser Zeit werden Sie zunächst häufiger, später in zunehmend längeren Zeitabständen von Ihrem Augenarzt kontrolliert werden. Er wird nach dem Heilfortschritt Art und Häufigkeit der anzuwendenden Tropfen festlegen und Sie über den Fortgang der Heilung informieren. Es ist von entscheidender Bedeutung für einen dauerhaften Erfolg der Operation, daß Sie die Anweisungen Ihres Augenarztes peinlich genau einhalten, einschließlich der Kontrolltermine!
Das für die bestmögliche Sehschärfe notwendige Brillenglas wird nach einer Hornhauttransplantation oft ganz anders sein als vor der Operation; in den ersten Wochen und Monaten werden diese Werte sich in aller Regel auch noch häufig ändern. Dies ist in jedem Einzelfall ganz unterschiedlich: Deswegen wird Ihr Augenarzt entsprechend dem speziellen Verlauf bei Ihnen selbst mit Ihnen zusammen entscheiden, wann es ggf. erstmals sinnvoll ist, ein neues Brillenglas zu verordnen. Bis dahin können Sie entweder Ihre bisherige Brille tragen oder keine Brille tragen, ganz wie Sie es selbst am angenehmsten finden. Die feinen Fäden, mit denen die Hornhaut eingenäht ist, müssen viele Monate, teilweise bis zu 1-2 Jahren verbleiben. Wann der richtige Zeitpunkt für die Fadenentfernung ist, kann nur der Augenarzt nach dem Heilverlauf entscheiden; irgendwann müssen die Fäden aber immer entfernt werden, weil sie sonst brüchig und schließlich lose werden, was in der Folge zu unangenehmen Nebenwirkungen führen kann, die sogar den Erfolg der Transplantation wieder in Frage stellen können.
Nach der Fadenentfernung kann sich die Hornhautwölbung noch einmal, manchmal sogar erheblich, kurzfristig ändern. Einige Wochen danach stabilisiert sie sich aber in der Regel, so daß man dann die endgültige optische Korrektur (Brille, Kontaktlinse) verordnen kann.
Manchmal bleibt nach der Fadenentfernung eine so hohe, ungleichmäßige Hornhautverkrümmung (Astigmatismus) zurück, daß sie mit Brille oder Kontaktlinsen nicht verträglich korrigiert werden kann.
Solch hoher Astigmatisums kann heute glücklicherweise in den meisten Fällen durch einen kleinen Korrektureingriff in Form feiner Einschnitte in die Hornhaut sehr wirkungsvoll soweit verringert werden, daß danach eine optische Korrektur mit Brille und Kontaktlinse mühelos und verträglich möglich ist. Belastung und Komplikationsrisiko dieses kleinen zusätzlichen Eingriffs sind glücklicherweise äußerst gering.
Der weitere Verlauf
Die Hornhauttransplantation ist heute diejenige Gewebetransplantation, die nicht nur von allen Tranplantationen am häufigsten durchgeführt wird, sondern auch mit Abstand die höchsten Erfolgsraten erzielt. Dies verdanken wir neben den bemerkenswerten Fortschritten der mikrochirugischen Technik und der medikamentösen Behandlung auch der glücklichen biologischen Besonderheit der Hornhaut, die sie für die Immunabwehr des Körpers, die "Abstoßung" des Transplantates weniger als andere Organe anfällig macht. Dennoch können auch and der Hornhaut über viele Jahre, ja lebenslang, Komplikationen der Transplantation auftreten, auf die man ein Leben lang achten muß.
Abstoßung
Trotz der biologischen Besonderheit der Hornhaut kann es auch bei der Hornhauttransplantation zu einer Abstoßungsreaktion kommen. Dabei handelt es sich um eine Abwehrreaktion des Organismus gegen das fremde Gewebe. Unbehandelt führt sie glücklicheweise nicht zum Herausfallen des Transplantates, wohl aber zur Wiedereintrübung. Das Risiko einer Abstoßung ist in den ersten 1-3 Jahren am höchsten, in einem geringen Prozentsatz aber lebenslang vorhanden. Abstoßungen können, wenn sie früh genug erkannt werden, zumeist allein durch Augentropfen gestoppt und das Transplantat klar erhalten werden. Die ohnehin verordneten Augentropfen dienen übrigens der Vorbeugung gegen eine solche Abstoßungsreaktion.
Da eine Abstoßung am Beginn nur geringe Symptome macht, ist es unerläßlich, daß Sie umgehend Ihren Augenarzt oder direkt Ihre Augenklinik aufsuchen, wenn Sie eine vermehrte Rötung, Lichtempfindlichkeit, Schmerz und Berührungsempfindlichkeit oder verschwommenes Sehen bemerken, das länger als 2 Stunden andauert. Warten Sie niemals ab, "ob es sich von selbst wieder gibt".
Mechanische Festigkeit
Die neue Hornhaut wird mit Ihrem Auge im Laufe der Monate und Jahre nach der Transplantation solide mit einer feinen Narbe verheilen. Diese Narbe wird jedoch niemals wieder ganz so fest wie eine nicht operierte Hornhaut. Deshalb sollten Sie natürlich ganz besonders in der ersten Zein nach der Operation, solange die Narbe erst noch in Entsehung begriffen ist, letztlich aber ein ganzes Leben lang darauf achten, daß Sie das operierte Auge nicht vermeidbaren mechanischen Belastungen und Verletztungsgefahren aussetzen.
Das Tragen Ihrer Brille (auch wenn das Glas für das operierte Auge noch nicht stimmt) ist eine guter Schutz; bie der Ausübung von Mannschafts- und Ballsportarten sollte eine eigene Schutzbrille getragen werden.
Diese Hinweise, daß es auch noch nach vielen Jahren möglicherweise zu Komplikationen kommen kann, sollen Sie beileibe nicht ängstlich machen - im Gegenteil: nur Risiken, die man kennt und versteht, kann man auch vermeiden.
Wiedereintrübung
Trotz allen Bemühens und aller guten Chancen kann es sein, daß die transplantierte Hornhaut sich wieder dauerhaft eintrübt. Selbst dies ist aber kein Grund zur Verzweiflung: die Hornhauttransplantation kann zumindest im allgemeinen wieder mit sehr guten Erfolgsaussichten, auch wiederholt durchgeführt werden.
Die Hornhauttransplantation ist heute eine Operation mit außerordentlich hohen Erfolgschancen. Diese Hinweise sollen Sie in die Lage versetzten, Ihren Anteil dazu beizutragen, in verständiger und informierter Zusammenarbeit mit Ihrem Augenarzt diese Chancen für sich voll auszunutzen.
Bezugsquellenhinweis: Text: Prof.Dr.med.T.Neuhann, München, Infobroschüre Therapie-Orientierte Partnerschaft für zufriedene Patienten
© CHIBRET, 1996