Kurzbericht zum 31. Godesberger Fortbildungs-Symposium
Kurzbericht
Kurzbericht zum 31. Godesberger Fortbildungs-Symposium
Topolink, LASIK und Berufspolitik:
Die Klinik Dardenne hat am Samstag, 18. September, ihr zehnjähriges Bestehen mit dem 31. Godesberger Fortbildungs-Symposium gefeiert. Dabei war nicht nur die innovative Medizin Themenschwerpunkt, sondern Gäste wie Heiner Geißler, Ex-Bundesminister (CDU), Dr. Bernd Hörster, stellvertretender Vorsitzender der Vereinigung ophthalmologischer Praxiskliniken (VoP) und Hermann Ruppert, AOK Rheinland sorgten für ein politisches Programm. Geißler ging zwar nicht auf spezielle Ophthalmologische Probleme, dennoch erntete er viel Beifall, als er das Globalbudget als alten Hut ablehnte. Er bezeichnete es als Sünde, daß die neue Regierung die bestehende, von der CDU eingeführte, Gesundheitsgesetzgebung geändert hat. Auch Ruppert stellt fest, daß es im Moment ein großes Durcheinander gibt, machte aber klar, daß auch die alte Regierung zahlreiche Reformversuche in kurzen Abständen versuchte. In der jetzigen Situation bot er den Ärzten an, gemeinsam in drei Punkten zusammenzuarbeiten:
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Erstens müsse gemeinsames Interesse an einer stärkeren Einschränkung des Zugangs zum Medizinstudium bestehen.
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Zweitens sollten Krankenkassen oder Krankenkassen und Standesvertreter das Mandat erhalten, mit der Industrie über Preise, zum Beispiel für Brillen, auszuhandeln.
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Drittens sollte nach seiner Meinung ein Bettenabbau in den Kliniken gemeinsam erreicht werden. Ein Abbau zum Beispiel um 15 Prozent, bei dem aber die Ausgaben nur um 7,5 Prozent gesenkt werden, sollte durchsetzbar sein, da er auch Vorteile für die Kliniken bringe.
Angesichts der derzeitigen Lage im Gesundheitssystem fragte Hörster nun: "Quo vadis Ophthalmochirurgie?" Zum einen forderte er eine stärkere Umleitung der finanziellen Mittel aus den Stationären in den ambulanten Bereich, wie es durch das Modellprojekt der VoP im Rheinland möglich werde. Eine weitere Marschrichtung ist für den ehemaligen Schüler von Prof. Michael Ulrich Dardenne ebenfalls klar: "Der Wellnessmarkt boomt wie kein zweiter." Dieses können sich auch die Ophthalmologen zunutze machen - in der refraktiven Chirurgie. Viele Menschen würden das Tragen einer Brille als belastend empfinden. "Ihr Unbehagen müssen wir ernst nehmen." Ein Vorbild für die deutschen Ophthalmologen ist für Hörster der amerikanische Markt. Hier explodiere die Zahl der per LASIK-Operationen, zum Beispiel von 1998 500 000 erwartete 1 000 000 in diesem Jahr. "Wir haben im konservativen Bereich die Kompetenz, diese Patienten zu beraten und nach der Operation weiter zu behandeln. Diese Patienten bleiben lebenslang Patienten", weiß Hörster. Wenn es gelinge, über diese Leistungen die Frustration über den Untergang eines der besten Gesundheitssysteme der Welt zu bewältigen, dann "werden wir mit noch mehr Freude in den klassischen Bereichen der Ophthalmologie arbeiten."
In einem der wissenschaftlichen Vorträge wurde dann auch über Fortschritte bei der Laser-Behandlung berichtet: Raimund Remmel, Klinik Dardenne, berichtet von der Entwicklung eines Topolink - eines Lasergerätes, das nicht mehr die Cornea radial gleichmäßig abträgt, sondern auch Unregelmäßigkeiten beseitigen kann. Allerdings konnte das Gerät noch nicht vorgestellt werden - die Kopplung von Software und Laser bedürfe im Moment noch der Verbesserung, so Remmel.
Positives wurde zur Multifokalen Intraokularlinse berichtet. Dipl. Phys. Klaus Mengendoht stellte ein Umfrage vor, nach der von 60 Patienten, die auf dem Fragebogen antworteten, 57 mit der Linsen zufrieden und sehr zufrieden waren - 37 unter 61 Patienten konnten sogar ohne Brille Zeitungstexte lesen. Der hohe Zufriedenheitsgrad kann eventuell auch dadurch erklärt werden, daß die Patienten, die mit einer solchen IOL ausgestattet werden, gründlich ausgesucht werden. So erhalten Menschen, die häufig in der Nacht mit dem Auto fahren, keine derartige Linse. Ein weiterhin bestehendes Problem ist die Nachstarverhütung. Dr. Antonia Joussen stellte eine Arbeit vor, die von der Dardenne Klinik unterstützt wird. Hier werden die Linsen vor Implantation radioaktiv mit 32P markiert. Im Tierversuch konnte gezeigt werden, daß die Migration von Epithelzellen damit weitgehend verhindert werden kann. Da unter anderem die Migration von Epithelzellen für den Nachstar verantwortlich gemacht wird, besteht die Hoffnung, diese Methode zukünftig klinisch testen zu können.
Einen Blick in die Zukunft wagte auch Prof. Michael Ulrich Dardenne persönlich: Er berichtet von der Eye Care International, einer Gesellschaft, in der sich 22 führende Augenchirurgen aus aller Welt zusammengefunden haben. In den vier Monaten des Bestehens seien fünf Patentanträge durch eine fachübergreifende Zusammenarbeit zustande gekommen. Ein Schwerpunkt lag in der Mikrotechnik und der Entwicklung eines entsprechend dimensionierten Roboters und Endoskop im µm-Meterbereich. Solche Entwicklungen dürften bei der Phakoemulsifikation ihre Anwendung finden. Aus patentrechtlichen Gründen wollte der kampferprobte Ophthalmologe allerdings keine genauen Aussagen veröffentlichen.
Innovation wurde bei Prof. Dardenne schon immer groß geschrieben. Mitgründer Prof. Hans-Reinhard Koch gab einen Blick in die zehnjährige Geschichte der Dardenne Klinik, der noch vor der eigentlichen Gründung mit der Auseinandersetzung um die Phakoemulsifikation begann. Dardenne setzte die Phakoemulsifikation in Deutschland gegen den Widerstand der Deutschen Ophthalmolgischen Gesellschaft durchsetzte. Im folgenden blieb dann auch die Klinik innovativ: Stolz berichtete Koch, die Klinik sei diese Klinik erste in Deutschland gewesen, die mit einem Yak-Laser arbeitet. Inzwischen sei sie anerkannt, und hier würden jährlich 8000 Operationen pro Jahr mit Schwerpunkten wie der Vorderabschnitts- und Glaukomchirurgie durchgeführt werden.
Prof. Bernd Kirchhoff, Aachen, lobte eine eher verwaltungstechnische Innovation: Neben dem stationären und teil-stationären Bereich wird an einem "Hotelstationären Bereich" gearbeitet, bei dem weitgereiste Patienten nicht in der Klinik, sondern in einem Hotel übernachten: "Ich hoffe, daß Sie dies für uns bei den Kassen durchsetzen." In Godesberg setzt man nicht nur weiterhin auf Innovation im wissenschaftlichen, sondern auch im verwaltungstechnischen Bereich.